Das Ulmer Münster ist nicht nur das Wahrzeichen der Stadt Ulm, sondern auch ein einzigartiges Zeugnis jahrhundertelanger Bau- und Restaurierungsgeschichte. Der Bau begann 1377, als die aufstrebende Reichsstadt beschloss, eine monumentale Kirche aus eigenen Mitteln zu errichten – ohne Unterstützung durch Kaiser oder Bischöfe. Dieser Umstand macht das Münster zu einem einzigartigen Symbol für die Eigenständigkeit und den Wohlstand der mittelalterlichen Bürgerschaft. Bedeutende Baumeister wie Heinrich II. aus der Familie der Parler oder Matthäus Ensinger prägten die gotische Architektur, ehe der Bau 1543 für rund 300 Jahre unterbrochen wurde. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts nahm man die Arbeiten wieder auf, bis das Münster 1890 unter August Beyer mit dem Aufsetzen der Kreuzblume vollendet wurde. Mit seinem 161,53 Meter hohen Turm ist es derzeit die höchste Kirche der Welt und ein wahres architektonisches Meisterwerk der Gotik. Auch im Inneren ist das Münster von hohem kunsthistorischem Wert: Das Hauptschiff gehört zu den breitesten und höchsten gotischen Raumschöpfungen und zahlreiche mittelalterliche Skulpturen und Glasfenster schmücken die Kirche.
Über mehr als 600 Jahre hinweg hat sich ein außerordentlich reichhaltiger Wissens- und Dokumentationsbestand zum Ulmer Münster angesammelt. Dazu gehören mittelalterliche Zeichnungen und Pläne, Schriften aus der Reformationszeit, umfangreiche Restaurierungsakten und Fotografien des 19. und 20. Jahrhunderts, Befunde zu Kriegsschäden sowie aktuelle Schadenskartierungen, Materialanalysen und Restaurierungsberichte. Diese Vielfalt an vorhandenen Informationen macht das Münster zu einem Paradebeispiel für die Notwendigkeit digitaler Systeme: Nur durch eine strukturierte, digitale Sicherung können alle Informationen generationsübergreifend verfügbar bleiben und zukünftigen Forschungen sowie der praktischen Denkmalpflege dienen.
Mit der Grundsteinlegung 1377 entstand auch die Ulmer Münsterbauhütte, die bis heute für Erhalt und Pflege des Bauwerks verantwortlich ist. Als Hüterin eines enormen Wissensschatzes verkörpert sie ein immaterielles Kulturerbe, das auf traditionellem Handwerk, weitergegebenem Wissen und gelebtem Brauchtum beruht. Die Integration eines digitalen Informationssystems wie MonArch ist dabei von zentraler Bedeutung und ermöglicht es, dieses Wissen in einer strukturierten, intuitiv zugänglichen Basis zusammenzuführen – und damit sicherzustellen, dass das Ulmer Münster auch in Zukunft fachgerecht erforscht, gepflegt und erhalten werden kann.
Das Ulmer Münster befindet sich derzeit noch am Anfang seiner digitalen Reise mit MonArch. Der Aufbau des Datenbestands steht im Fokus, wobei erste historische und aktuelle Informationen sukzessive erfasst, strukturiert und miteinander verknüpft werden. So entsteht Schritt für Schritt ein digitaler Zwilling des Münsters. Screenshots und weitere Einblicke in die digitale Erfassung und Strukturierung des Bestandes werden zu einem späteren Zeitpunkt ergänzt, sobald der Datenstand weitergewachsen ist.
