Die Archive von Monumentalbauten bilden zusammen mit dem Baubestand das historische Gedächtnis der für die mitteleuropäischen Kultur- und Stadtlandschaften prägenden Denkmale. Diese Bestände sind nur in Ausnahmefällen inventarisiert oder digital gesichert und die Archivalien einander inhaltlich meist nicht zugeordnet. Eine Suchanfrage nach Gebäudeinformationen mit räumlichem Bezug ist deshalb nur im Ausnahmefall möglich. Der Suchaufwand ist also groß, zeitlich nicht kalkulierbar, und zudem ein Erfolg auch noch ungewiss. Zum Entgegenwirken dieses Forschungsmisstandes startete 2007 das interdisziplinäre MonArch-Projekt, welches vom DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft) für insgesamt fünf Jahre gefördert wurde. Das Projekt wurde in zwei Projektphasen unterteilt, wobei die erste Phase dem Aufbau und die zweite Phase der Weiterentwicklung des Projektes diente. Beide Projektphasen wurden jeweils in drei Teilprojekte gegliedert.
Ziel des MonArch-Projekts ist es, Lösungsmöglichkeiten für die geschilderte Situation zu entwickeln und beispielhaft umzusetzen. Dazu wurden die Archive der Nürnberger Großkirchen St. Lorenz und St. Sebald auf der Basis eines digitalen Archivierungs- und Dokumentationssystems erschlossen, vernetzt und für die wissenschaftliche Recherche zugänglich gemacht. Ihre Erschließung hatte Modellcharakter und stellte damit die Grundlage für die Umstellung anderer Bauarchive dar. Für die fachübergreifende wissenschaftliche Nutzung der Spezialbestände wurde der Aufbau eines überregionalen Nachweis- und Zugriffsystems mit geregeltem Zugang geplant, das eine inhaltliche Suche auf europäischer Ebene erlaubt.
Das Vorhaben wurde von der Europäischen Vereinigung der Dombaumeister unterstützt. Deshalb wurden die Mitglieder der Vereinigung die erste Netzwerkebene zur Einführung des Archivs auf der Basis verteilter Server.
Titel | MonArch – Erschließung der Quellen von Monumentalbauten und Bereitstellung der Daten in einem webbasierten verteilten Archivsystem mit raumbezogener Abfragemöglichkeit |
Laufzeit | 01.06.2007 – 30.05.2010 und 01.10.2010 – 28.09.2012 |
Mittelgeber | DFG – Deutsche Forschungsgemeinschaft > DFG – Sachbeihilfe |
Projektnummer | FR-1021/8-1 und FR 1021/8-2 |
Zusammensetzung der interdisziplinären Forschungsgruppe
Teilprojekt 1: „Erschließung der Archive von St. Lorenz und St. Sebald“
Das MonArch-Pilotprojekt startete mit dem ersten Teilprojektabschnitt: der Arbeit an den Archiven der Nürnberger Großkirchen St. Lorenz und St. Sebald. Schritt für Schritt wurden Teile des umfassenden und wertvollen physischen Archivbestands der Großkirchen erschlossen, katalogisiert, inventarisiert, bewertet und digitalisiert. Die Erschließung sollte Modellcharakter haben und die Grundlage für die Umstellung anderer Bauarchive sein. Für die fachübergreifende wissenschaftliche Nutzung der Spezialbestände war der Aufbau eines überregionalen Nachweis- und Zugriffsystems mit geregeltem Zugang geplant, das eine inhaltliche Suche auf europäischer Ebene erlaubt. Dazu wurden im zweiten Teilprojektabschnitt die gewonnenen Informationen aus dem ersten Teilprojekt im MonArch-Archivsystem gespeichert. Die Archivalienarbeit diente vor allem dazu, den Bestand der historischen kirchlichen Archive in digitaler Form zu bewahren sowie weitere restaurierungsgeschichtliche Erkenntnisse in Bezug auf Konzeption, technische Durchführung und zeittypische Materialverwendung zu gewinnen. Zusätzlich wurden die digitalisierten Dokumente im MonArch-Archiv mit umfangreichen Metadaten ausgezeichnet, wie beispielsweise Verknüpfungen mit der Bauwerksstruktur und thematischen Verschlagwortungen, um den untersuchten Bestand später auch der wissenschaftlichen sowie breiten Öffentlichkeit in geeigneter Form zugänglich machen zu können.
Teilprojekt 2: „MonArch-Archivsystem“
Informationen und Dokumente verschiedenster Herkunft und Formate können mithilfe des MonArch-Archivsystems, eines digitalen Dokumentations- und Informationssystems für Bauwerke, gespeichert, verwaltet und archiviert werden. Die Besonderheit der Software besteht darin, dass die Informationen und Dokumente, beispielsweise digitalisierte Archivalien wie alte Karten, Zeichnungen und Fotografien oder aber auch digital vorliegende Baudokumentationen im PDF-Format, bereits bei der Ablage im MonArch-Archivsystem den Teilen eines Bauwerks zugeordnet werden, zu denen sie Informationen enthalten. Die Gliederung eines Gebäudes ist ähnlich einer aus z.B. Windows bekannten Ordnerstruktur und kann zusätzlich über digitale Karten, z.B. CAD-Karten, visualisiert und für eine grafische Navigation per Mausklick durch das Bauwerk genutzt werden. Die digital archivierten Dokumente können außerdem mit weiteren Metainformationen wie zeitlichen und thematischen Angaben angereichert werden. Diese semantischen Auszeichnungsmöglichkeiten erlauben später das Wiederfinden der im digitalen Archiv abgespeicherten Informationen nach vielfältigen und sogar mehrdimensionalen Kriterien. Im digitalen Archiv können Suchkriterien flexibel miteinander kombiniert werden, wobei als Suchfilter die Gebäudestruktur selbst, ein Schlagwortkatalog, Dokumentklassifizierungen oder eine textuelle Suche genutzt werden können. Ist man mit einem anderen MonArch-Archiv verbunden, können darüber hinaus auch archivübergreifende Anfragen gestellt werden.
Teilprojekt 3: „Mobile Mapping System (MMSarchiv)“
Monumentalbauwerke, und Gebäude allgemein, sind ständigen Umwelteinflüssen ausgesetzt, die sich beispielsweise in Form von Schäden bemerkbar machen. Das Mobile Mapping System (MMSarchiv), das am Lehrstuhl für Angewandte Informatik in den Kultur-, Geschichts- und Gewissenschaften der Universität Bamberg entwickelt wurde, ermöglicht eine zielgerichtete digitale und thematische Kartierung verschiedenster an Bauwerken auftretender Phänomene – vorzugsweise mit mobilen Rechnern. Das Softwaresystem unterstützt dabei insbesondere die Erhebung und Erstellung von Bestands-, Schadens- und Maßnahmenkartierungen. Die mit dem MMSarchiv erstellen Kartierungen bilden so eine solide Grundlage für ein umfassendes Monitoring umweltrelevanter Gebäudeschäden. Das System unterstützt ferner allgemein die Erschließung, Erfassung und Auswertung von Planunterlagen sowie die Aktualisierung und Fortschreibung von vorhandenem Kartenmaterial. Hierfür stehen dem Anwender in der Software Zeichenfunktionen, Möglichkeiten zur Eintragung von Sachdaten, verschiedene Raumbezugssysteme sowie Kartierungsglossare, die sich je nach Anwendungsfall benutzerdefiniert anpassen lassen, zur Verfügung.
In Verbindung mit dem MonArch-Archivsystem ergeben sich umfangreiche Archivierungs- und Dokumentationsmöglichkeiten, denn das MMS-Datenformat kann in das MonArch-Archivsystem importiert und dort archiviert werden. Das im Mobile Mapping System angelegte Glossar wird in den vorhandenen Schlagwortkatalog des Archivsystems integriert und kann somit ebenso für Suchanfragen herangezogen werden.