Das kunsthistorische Forschungsprojekt „Der Wandmalereizyklus zu den Wissenschaften und Künsten in der Brandenburger Domklausur. Kunstproduktion und Wissensorganisation um 1450“ widmet sich der systematischen Erforschung der Wandmalereien im Bibliothekstrakt der spätmittelalterlichen Klausur am Domstift Brandenburg. Die zwischen 2001 und 2005 wiederentdeckten und freigelegten Malereien zählen zu den bedeutendsten Zeugnissen spätmittelalterlicher Monumentalkunst nördlich der Alpen. Ihr einzigartiges Bildprogramm umfasst Darstellungen der sieben Artes liberales und mechanicae sowie Allegorien der vier Fakultäten.
Das von der DFG geförderte Projekt steht unter der Leitung von Prof. Dr. Ulrike Heinrichs (Universität Paderborn) und wird in enger Zusammenarbeit mit dem Domstift Brandenburg sowie dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum (BLDAM) durchgeführt. Ein Partnerprojekt an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) Hildesheim, geleitet von Prof. Dr. Dipl. Rest. Ursula Schädler-Saub, untersucht parallel die konservierungswissenschaftlichen Aspekte der Wandmalereien. Beide Teilprojekte leisten gemeinsam einen Beitrag zur interdisziplinären Erforschung und Erhaltung mittelalterlicher Wandmalerei – durch die Verbindung von kunsthistorischen, denkmalpflegerischen und naturwissenschaftlichen Methoden.
Für die digitale Erfassung, Dokumentation und Vernetzung der Forschungsergebnisse wird das an der Universität Passau entwickelte Informationssystem MonArch eingesetzt. In Kooperation mit dem Zentrum für Informations- und Medientechnologien und der Universitätsbibliothek der Universität Paderborn dient MonArch als gemeinsame Publikations- und Archivierungsplattform beider DFG-Tandemprojekte. MonArch ermöglicht die strukturierte Zuordnung von Text-, Bild- und Raumdaten zu den einzelnen Bauteilen der Domklausur. Über navigierbare Flächen in Gebäudeplänen sowie einen Themenbaum lassen sich Bauaufnahmen, Befundkarten, Analyseergebnisse und Fotografien weiter miteinander verknüpfen und aufrufen.
Im Zuge des Projekts wurde MonArch gezielt an die Forschungsbedürfnisse der Brandenburger Domklausur angepasst. Das System erfasst nun die baulichen, ikonographischen und historischen Informationen mehrdimensional und modelliert den Oberen Kreuzgang in verschiedenen Zeitschichten. In Zusammenarbeit mit pmp Architekten Brandenburg entstanden maßstabsgetreue 2D-Rekonstruktionen der Bauzustände vom 13. bis 21. Jahrhundert, die in MonArch integriert und über räumliche Kontexte nachvollziehbar gemacht werden. So lassen sich Bauphasen, Nutzungsformen und Restaurierungsprozesse systematisch darstellen – von der spätmittelalterlichen Dombibliothek über die Ritterakademie bis zur musealen Erschließung im 21. Jahrhundert.
Die Brandenburger Domklausur gilt damit als exemplarischer Anwendungsfall für den forschungsorientierten Einsatz digitaler Dokumentationssysteme in der Kunstgeschichte und Restaurierungswissenschaft. MonArch stärkt die interdisziplinäre Zusammenarbeit und gewährleistet die langfristige Sicherung der Forschungsdaten.
Titel | Der Wandmalereizyklus zu den Wissenschaften und Künsten in der Brandenburger Domklausur. Kunstproduktion und Wissensorganisation um 1450 |
Laufzeit | 01.09.2017 – 31.12.2021 |
Mittelgeber | DFG – Deutsche Forschungsgemeinschaft |
Projektnummer | AOBJ 638244 |
Leitung | Prof. Dr. Ulrike Heinrichs (Universität Paderborn) Prof. Dr. Dipl. Rest. Ursula Schädler-Saub (HAWK Hildesheim) |