Der Kaiserdom St. Maria und St. Stephan in Speyer ist die größte romanische Kirche der Welt und zählt bereits seit 1981 zum UNESCO-Welterbe. Mit dem Baubeginn zwischen 1024 und 1030 unter Kaiser Konrad II. setzte der Salierherrscher ein monumentales Zeichen seiner Macht und seines universalen Herrschaftsanspruchs. Die Weihe des Doms im Jahr 1061 erlebte er nicht mehr, doch sein Werk prägte die mittelalterliche Baukunst Europas nachhaltig. Spätere Umbauten, insbesondere unter Heinrich IV., gaben dem Bau seine bis heute charakteristische Gestalt.
Mit seiner klaren Gliederung, den mächtigen Mauern und dem einheitlichen Proportionssystem wurde der Dom zu Speyer zum Musterbeispiel romanischer Architektur. Die Einführung des sogenannten „gebundenen Systems“ – einem Mittelschiffsjoch werden jeweils zwei Seitenschiffsjoche zugeordnet – und die vollständig umlaufende Zwerggalerie waren architektonische Innovationen von europaweiter Bedeutung.
Von der frühesten Bauphase zeugt auch die Krypta, die sich unter Chor und Querhaus erstreckt und als eine der größten Hallenkrypten Europas gilt. Ihre abwechselnd rot-gelben Sandsteingurte symbolisieren die göttliche Ordnung, die dem Leben Struktur und Sinn verleiht. In ihr befinden sich die Gräber der vier salischen Kaiser, zweier Kaiserinnen und mehrerer Könige – der Dom ist damit die bedeutendste Kaisergrablege des Mittelalters auf deutschem Boden.
Die wechselvolle Geschichte des Doms – von den Zerstörungen im Pfälzischen Erbfolgekrieg über die Verwüstungen der Französischen Revolution bis hin zu den großen Restaurierungen des 20. Jahrhunderts – spiegelt die Entwicklung Europas im Kleinen. Heute ist der Dom nicht nur Kathedrale des Bistums Speyer, sondern auch Wallfahrtsort, Touristenziel und Ort bedeutender historischer Ereignisse. Hier wurde 1193 der englische König Richard Löwenherz als Gefangener an Kaiser Heinrich VI. übergeben, hier protestierten 1529 Fürsten und Reichsstädte gegen den Reichstagsbeschluss zur Unterdrückung der Reformation, hier empfing Helmut Kohl zahlreiche Staatsoberhäupter, und hier fand 2017 sein Requiem statt.
Die Dokumentation des Doms umfasst eine außergewöhnliche Vielfalt an Materialien – von archäologischen Grabungen und mittelalterlichen Chroniken über historische Bau- und Restaurierungspläne bis hin zu Materialanalysen, Schadenskategorisierungen, kunsthistorischen Befunden und Fotografien. Diese Fülle an Daten bildet ein zentrales Fundament für aktuelle sowie künftige Forschung, Denkmalpflege und Restaurierung. Im Rahmen der digitalen Erfassung wird der Kaiserdom Speyer über das MonArch-System dokumentiert, wodurch ein langfristig gesichertes digitales Wissensarchiv entstehen kann.
Die digitalen Daten zum Kaiserdom Speyer werden derzeit im Rahmen eines Kooperationsprojekts von der BTU Cottbus–Senftenberg erfasst, gepflegt und verwaltet. Der Datenbestand, auf den neben der Universität selbst auch das Dombauamt des Speyrer Doms Zugriff hat, dient als Grundlage für Forschung, Lehre und weiterführende digitale Projekte im Bereich der Denkmalpflege. Im Zuge dieser Arbeiten wurde auf dem MonArch-Punktwolkenserver unter anderem die bislang größte Punktwolke getestet – mit einem Datenvolumen von rund 600 GB. Dieser Test stellt einen wichtigen Schritt für die Skalierbarkeit und Leistungsfähigkeit der Plattform bei der Verarbeitung großvolumiger 3D-Daten historischer Bauwerke dar.
