Das Volksbad in Nürnberg galt bei seiner Eröffnung im Jahr 1914 mit seiner Verbindung aus Jugendstilelementen und neobarocker Raumgestaltung als das größte Hallenbad Deutschlands. Seine Ausstattung mit 66 Wannenbädern, 14 Duschbädern, drei Schwimmhallen, einem Dampfbad, Tauchbecken, Massage- und Ruheräumen sowie einer Gaststätte machte es zu einem Symbol bürgerlicher Reformarchitektur, kommunaler Daseinsvorsorge und sozialer Verantwortung in der industrialisierten Stadt. Über Jahrzehnte hinweg war das Volksbad ein Ort des gesellschaftlichen Lebens – zeitweise zählte es jährlich nahezu eine Million Besucherinnen und Besucher. Die kunstvoll gestalteten Badehallen, farbigen Fliesenmuster, bleiverglasten Fenster und fein ausgeführten Details der Innenarchitektur zeugen vom hohen ästhetischen Anspruch der damaligen Zeit. Mehrere Bombenangriffe, insbesondere am 2. Januar 1945, beschädigten das Gebäude jedoch schwer. Der anschließende Wiederaufbau erfolgte in vereinfachter Form, ehe das Bad nach fast acht Jahrzehnten Nutzung im Jahr 1993 geschlossen wurde. In den darauffolgenden Jahren diente es wechselnd als Veranstaltungsort, Kulisse für Kunstprojekte und als beliebtes Motiv für Fotografen – ein faszinierendes Denkmal der Verwandlung zwischen Verfall und Erinnerung.

Seit 2021 wird das Volksbad im Rahmen eines umfassenden Sanierungsprojekts der Stadt Nürnberg wiederhergestellt. Federführend ist der Eigenbetrieb NürnbergBad, in enger Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Conn & Giersch und der Fritz Planung GmbH. Ergänzend beteiligt sind das Ingenieurbüro Tragraum (Tragwerksplanung), das Ingenieurbüro Sorge (Bauphysik) sowie die Planungsgesellschaft Oehmke + Herbert (Brandschutz). Das Projekt wird vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und der Unteren Denkmalschutzbehörde Nürnberg begleitet.

Das Sanierungskonzept sieht eine behutsame Wiederherstellung des Volksbads unter Wahrung der denkmalgeschützten Bausubstanz vor. Die beiden historischen Männerhallen werden künftig für Schul-, Vereins- und Öffentlichkeitsschwimmen genutzt, während die ehemalige Frauenhalle als Wellness- und Saunabereich umgestaltet wird. Ein neues Lehrschwimmbecken sowie Umkleiden entstehen an der Stelle des früheren Kesselhauses. Ziel des Projekts ist es, den Bürgerinnen und Bürgern einen verloren geglaubten Ort zurückzugeben – in einer Form, die Geschichte und Gegenwart auf eindrucksvolle Weise verbindet.

Im Rahmen der denkmalpflegerischen Dokumentation wird das Volksbad mit Hilfe MonArchs auch digital erfasst. Der Fokus liegt dabei auf der umfangreichen Fotodokumentation, die insbesondere aktuelle Zustandsaufnahmen umfasst. Diese Fotografien wurden in MonArch semantisch beschrieben und durch ihre räumliche Verortung mit digitalen 2D-Plänen des Gebäudes verknüpft. Dadurch entsteht eine visuell und inhaltlich durchsuchbare Dokumentationsstruktur, die Bauzustand, Nutzungsgeschichte und materielle Eigenschaften präzise abbildet. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auch auf der systematischen Erfassung der Bauelemente, insbesondere von Türen und Fenstern. Hierfür wurde ein CSV-Export entwickelt, der die in MonArch erfassten Strukturelemente mitsamt ihren Eigenschaften in tabellarischer Form ausgibt. Diese Funktion erlaubt eine strukturierte Auswertung der Bestandsdaten und unterstützt die Planung künftiger Restaurierungs- und Sanierungsmaßnahmen.

Durch die Nutzung MonArchs als digitales Managementsystem wird zudem sichergestellt, dass alle relevanten Dokumente, Fotografien und Pläne langfristig gesichert, vernetzt und für zukünftige Forschung, Denkmalpflege und Bauplanung nutzbar bleiben. Das Volksbad Nürnberg steht damit exemplarisch für den modernen Einsatz digitaler Technologien im Dienst der Denkmalpflege – als Verbindung von Wissenschaft, Technologie und Baukultur zur Erhaltung eines einzigartigen historischen Erbes.